Endometriose ist politisch! Es braucht dringend mehr Forschung, bessere Diagnose- und Therapiemöglichkeiten

Die Speaker:innen und Veranstalter:innen des Parlamentarischen Frühstücks „Endometriose ist politisch!“ in Berlin; Fotocredit: Vita Health Media

Rund 50 Teilnehmer:innen kamen am 28. Januar zum Parlamentarischen Frühstück „Endometriose ist politisch!“ ins Berliner Café Einstein. Vertreter:innen aus Forschung, Medizin, Krankenkasse, Selbsthilfegruppen und Journalismus sowie betroffene Frauen, wie die Schauspielerin Nellie Thalbach, diskutierten mit Politiker:innen darüber, wie die Krankheit schneller erkannt und Patientinnen und Mediziner:innen besser unterstützt werden können.

Rund jede zehnte Frau in Deutschland ist betroffen. Damit zählt Endometriose zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, die aber noch allzu oft übersehen wird: Bei der Krankheit wuchert Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, im Bauchraum. Das kann zu Entzündungen und Verwachsungen führen, Zysten an den Eierstöcken verursachen und die Fruchtbarkeit reduzieren. Viele Frauen durchlaufen eine Odyssee, bis die Krankheit festgestellt wird – im Schnitt vergehen knapp zehn Jahre bis zur sicheren Diagnose. Endometriose beeinflusst das gesamte Leben der Betroffenen: physisch,
psychisch, sozial und wirtschaftlich. Sie mindert nicht nur die Lebensqualität, sie hat auch direkten Einfluss auf die Erwerbstätigkeit und die reproduktive Selbstbestimmung der Frauen.


Wege und Möglichkeiten diskutieren, wie Politik, Wirtschaft, Medizin und Forschung zu einer Verbesserung der Situation beitragen können und wie die Versorgunglage der Betroffenen verbessert werden kann – das war das Ziel des Parlamentarischen Frühstücks von Healthcare Frauen e.V. und dem Pharmaunternehmen Gedeon Richter, unterstützt von der Initiative NEXXT LEVEL. Die Apotheken Umschau und die medizinische Fachzeitschrift GynDepesche waren Medienpartner.

„Für die Apotheken Umschau sind Frauengesundheit im Allgemeinen und speziell die Endometriose nicht irgendwelche Themen, sondern Kern unseres journalistischen Auftrags. Deswegen freut mich das Engagement der Healthcare Frauen und von Gedeon Richter für dieses wichtige Thema. Dass wir es ernst meinen, zeigt unser gerade gelaunchtes Portal endometriose-doc“, erklärt Dr. Dennis Ballwieser, Chefredakteur der Apotheken Umschau.

Zu Beginn der Veranstaltung trug Schauspielerin Nellie Thalbach einen emotionalen Text über ihre eigene Krankheitsgeschichte vor. „Die Sätze ‚Stell dich nicht so an!‘ und ‚Periodenschmerzen sind doch normal‘ habe ich zu oft gehört!“, kritisierte die ebenfalls von Endometriose betroffene Influencerin Anna Adamyan in einer Videobotschaft und forderte, Betroffene und ihre Beschwerden ernst zu nehmen.

„Es ist erschütternd, dass Frauen im Schnitt 7 bis 10 Jahre auf eine Diagnose warten müssen und selbst danach oft im Therapiedschungel allein gelassen werden. Hier können Selbsthilfegruppen eine entscheidende Rolle spielen, indem sie Orientierung und Unterstützung bieten“, sagte Ivonne van der Lee, Leitung der Gynäkologischen Ambulanz der medius KLINIK OSTFILDERN-RUIT und Leiterin der Selbsthilfe-Gruppe Endo-Ladies.

„Wir stellen die Diagnose Endometriose in Deutschland im Mittel nach 9 Jahren per Bauchspiegelung. Es muss dringend untersucht werden, wie die Diagnose zeitnah und ohne Operation gestellt werden kann“, forderte Professorin Mandy Mangler, Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtsmedizin – Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und Chefärztin der Klinik für Gynäkologie – Vivantes Klinikum Neukölln.

„Das Beispiel Endometriose zeigt sehr deutlich, dass Frauenkörper in der medizinischen Forschung lange eine untergeordnete Rolle gespielt haben“, sagt Dr. Nicole Lauscher, Geschäftsführerin der Vita Health Media und Initiatorin von NEXXT LEVEL. „Es wird Zeit, Frauen in den Fokus zu rücken und Frauengesundheit endlich die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient.“ NEXXT LEVEL ist Plattform und Eventreihe zum Thema Frauengesundheit.  

Speaker:innen beim Parlamentarischen Frühstück „Endometriose ist politisch“: 

  • Prof. Sylvia Mechsner (Leiterin des Endometriose Zentrums an der Charité Berlin)
  • Prof. Mandy Mangler (Chefärztin der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin)
  • Ivonne van der Lee (Gründerin und Leiterin der Selbsthilfegruppe Endo Ladies)Maria Bambeck (Vorstandsvorsitzende der Endometriose-Vereinigung)
  • Nellie Thalbach (Schauspielerin und Betroffene)
  • Dr. Nicole Mattern (niedergelassene Gynäkologin, Berlin)
  • Konstantin Wagner (niedergelassener Gynäkologe, Kassel, Gynaeko.logisch)
  • Martina Zimmermann (mkk Krankenkasse)
  • Tina Haase (Chefredakteurin Apotheken Umschau)

Zum Portal endometriose-doc

Auf endometriose-doc.de findet man verlässliche Informationen, aktuelle Forschungsergebnisse und konkrete Unterstützung rund um die Erkrankung. Das Autorinnen-Team besteht aus erfahrenen Journalistinnen, die fachliche Expertise in den Bereichen Gesundheit, Psychologie, Ernährung und Bewegung mitbringen. endometriose-doc.de ist ein Angebot des Wort & Bild Verlags. https://www.endometriose-doc.de/