Berufsverbot für schwangere Chirurginnen? „Die schwangere Ärztin hat meist das Nachsehen“

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Ein Berufsverbot für schwangere Chirurginnen? Muss nicht sein, findet Dr. Anne Hunold. Die Augenchirurgin stand selbst bis zur 37. Schwangerschaftswoche aktiv im OP. Im Podcast „Frau Doktor, übernehmen Sie!“ spricht die Ärztin mit Apotheken Umschau-Chefredakteurin Julia Rotherbl über das Thema Berufsverbot und Selbstbestimmung als Schwangere – und kritisiert, dass Männer oft bevorzugt werden. 

Geschwollene Beine, Rückenschmerzen – auch Dr. Anne Hunold litt in ihren Schwangerschaften an den typischen Symptomen, die ein Baby im Bauch mit sich bringt. Doch während viele Chirurginnen ins Berufsverbot geschickt werden, sobald sie schwanger werden, operierte die Augenchirurgin weiter – und stand noch bis zur 37. Schwangerschaftswoche im OP. Das Operieren war als Schwangere das Entspannteste - im Gegensatz zu den Sprechstunden“, sagt die Ärztin. 

Sie bemängelt, dass viele schwangere Kolleginnen gar nicht gefragt werden, wie sie das Risiko im Beruf eigentlich selbst einschätzen. „Das Problem ist, dass sowohl die Chefs als auch die Arbeitgeber, in dem Fall die Krankenhäuser, eine gewisse Fürsorgepflicht und Haftung haben. Und denen ist das zu heiß. Wenn jemand schwanger wird, schicken sie sie sofort ins Berufsverbot, dann müssen sie sich mit dem Risiko oder dem Umorganisieren für die Schwangere nicht mehr auseinandersetzen. Aber die Kollegin an sich hat das Nachsehen.“

Beim Operieren, erzählt die Ärztin, sei sie hochkonzentriert – Rückenschmerzen & Co. treten in den Hintergrund. „Es passieren immer unerwartete Situationen und Komplikationen und es ist Aufgabe des Operateurs, Ruhe zu bewahren. Ich glaube, dass das Frauen manchmal besser können als Männer.“ 

Im Verein Die Augenchirurginnen e.V. engagiert sich Hunold für operativ tätige Augenärztinnen und weiblichen Nachwuchstalente. „In gewissen Kliniken, wo ältere, männliche oder konservative Chefs ich will es jetzt nicht verallgemeinern das Sagen haben, werden die Männer bevorzugt.“  Vereinbarkeit von Beruf und Familie – ein strukturelles Problem, findet die Ärztin. „Das ist etwas, was auch die Politik wollen muss.“