Arzneimittel: „So viele Lieferengpässe gab es lange nicht“

Hunderte Arzneimittel sind gegenwärtig für Patienten nicht lieferbar – die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) schlägt Alarm. „So viele Lieferengpässe gab es lange nicht“, betonte ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold im Interview mit dem Diabetes Ratgeber (2/2020). Die Probleme seien dabei vielfältig. „Wir haben in den vergangenen Jahren eine Zentralisierung der Produktion erlebt“, erläuterte er. Die Wirkstoffe würden häufig preiswert in Fernost produziert, meist in China oder Indien. Dort kaufe die Welt bei wenigen Herstellern. „Kommt es zu einem Ausfall von Produktionsanlagen oder zu Qualitätsproblemen, entstehen weltweit ganz schnell Engpässe.“

Forderungen der Apotheker

Eine Rolle spielen dabei laut Arnold die Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern. „Nehmen die Krankenkassen in großem Stil ein Medikament ab, bekommen sie einen Rabatt. Das drückt insgesamt auf die Preise.“ Das habe zur Folge, dass Pharmafirmen keine Notreserven anlegten und Konkurrenten bei Problemen nicht einspringen könnten. „Die Apotheker in Deutschland fordern, dass Hersteller und Großhandel Engpässe verpflichtend melden müssen, sodass Ärzte und Apotheker Bescheid wissen“, sagte der ABDA-Vizepräsident. Im Moment sei das freiwillig. Auch müssten Rabattverträge mit mehreren Firmen geschlossen werden, die verschiedene Wirkstofflieferanten haben. „Wir brauchen zudem neue wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit die Pharmaindustrie wieder vermehrt in Europa produziert.“

Im aktuellen Diabetes Ratgeber schildert Arnold, welche Anstrengungen Apotheker gegenwärtig unternehmen, um die Versorgung trotz der Engpässe sicherzustellen.