„Ärzte ohne Grenzen“-Erfahrung einer jungen deutschen Ärztin: „Macht den Schritt! Wir müssen alle mal raus aus unserer Komfortzone“

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Raus aus der Komfortzone, hinein in ein Abenteuer – so kann man die Laufbahn von Sophia Rost wohl am besten beschreiben. Weg vom deutschen Gesundheitssystem, hinein in ein Krankenhaus im Südsudan über die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Im Podcast „Frau Doktor, übernehmen Sie!“ spricht die Anästhesistin mit Apotheken Umschau-Chefredakteurin Julia Rotherbl über ihre Erfahrungen und verrät ihr wichtigstes Learning: „Es macht flexibler im Kopf.“

Als die Zusage von „Ärzte ohne Grenzen“ kam, musste Sophia Rost erst einmal die Suchmaschine befragen: Südsudan, wo ist das eigentlich? Die Anästhesistin hatte sich um einen Aufenthalt im Ausland beworben, weit weg vom deutschen Gesundheitssystem. „Ich wollte noch mehr in einem Setting arbeiten, wo ich das Gefühl habe, dass es dringender notwendig ist und keine Sachen gemacht werden, die vielleicht unnötig oder zu viel sind.“ Gesagt, gekündigt – und gestartet in einem Binnenflüchtlingslager im Südsudan; eine Region, die von Armut und Überschwemmungen geprägt ist. 

Der erste Eindruck: „Ich war positiv überrascht. Der OP-Saal ist nicht so weit entfernt von unseren Standards. Es gibt eine Klimaanlage, einen OP-Tisch, eine Steri, wir müssen nicht mit verschmutzten Sachen arbeiten.“ Vieles war aber auch fremd für sie: Menschen kamen mit dem Kanu, mit dem Boot – eine Gruppe von Patienten war nach einem Überfall auf ihr Dorf mit Schussverletzungen eine ganze Nacht lang unterwegs. Zeitkritische Eingriffe mussten aufgeschoben werden, weil Begleitpersonen – so genannte Care Taker – sie erst mit der Familie besprechen wollten, es gab keine Intensivstation. Trotzdem stellt die Ärztin fest: „Wenn es um das Behandeln geht oder Operationen, Anästhesien, dann sind es einfach Menschen, die genauso leiden und empfinden wie wir.“

Zurück in Deutschland nahm sich Sophia Rost eine Ruhepause von zwei Monaten. „Das sollte man sich gönnen.“ Doch die Erfahrung hat sich gelohnt: „Beruflich hat es mir sehr viel Gelassenheit gebracht“, sie geht ruhiger an Situationen heran, die sie vorher überfordert haben. 

Allen, die selbst mit dem Gedanken spielen, sich bei „Ärzte ohne Grenzen“ zu bewerben, rät die Ärztin: Macht den Schritt! Wir müssen alle mal raus aus unserer Komfortzone. Es bringt einen unglaublich weiter und man wird unglaublich viel Positives erfahren.“ Sie selbst jedenfalls plant schon das nächste Projekt.